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Highlight ist ein Eigenbau aus der Kriegsgefangenschaft
Sechs Instrumente des Onkels Walter Palm stiftete dieser Tage Frau Neumann aus Alterlangen dem Museumsverein Bubenreutheum. Darunter eine Geige mit „Stradivarius“-Zettel, die vermutlich von der Firma Otto Josef Klier im Schönbach der 1930er Jahre gebaut wurde, wie der Instrumentenkenner Gerold Karl Hannabach feststellte. Dazu gehört natürlich ein zeitgemäßer Brasilholzbogen. Ein Mandolinenbanjo, eine kleine dreiseitige Balalaika und ein Akkordeon, auf denen der Berliner Musiker ebenfalls spielte, gehören auch zum musikalischen Nachlass, der fortan in den heiligen Hallen des Musemsvereins eine dauerhafte Bleibe finden wird.
Das interessanteste Exponat ist freilich das vom Onkel Walter Palm in Kriegsgefangenschaft eigenhändig gefertigte Instrument, das sechssaitig daherkommt, also wie eine Gitarre gestimmt ist, aber stark an eine Balalaika erinnert.
Wenngleich das Instrument aus Sperrholz hergestellt wurde und nicht den hohen Qualitätsansprüchen entspricht, so stellt es gleichwohl ein einmaliges Zeugnis der Zeitgeschichte dar: ist Zeitzeuge einer zum Glück längst vergangenen Zeit.
An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an die Stifter!
Vielen Dank, Familie Neumann.
Während Frau Neumann sich am Akkordeon übt, mimt Gitrarrenbaumeister Hannabach den ersten Geiger und Herr Neumann zupft das balalaika-artige Instrument, das in der Kriegsgefangenschaft während des Zweiten Weltkriegs entstanden ist.
Die Innung der Streich und Zupfinstrumentenbauer beschloss die Trägerschaft des ehemaligen Geigenbaumuseums an den Verein Bubenreutheum zu übergeben. Gleichzeitig gehen die im Eigentum der Innung befindlichen Instrumente als Dauerleihgaben in den Besitz des Vereins Bubenreutheum über.
Artikel in den Erlanger Nachrichten vom 12. April 2012 von Heinz Reiß
Ein besonderes Highlight brachte Vereinsmitglied Christian Boltze unlängst mit zu einem Treffen nach Bubenreuth: Eine Höfner 370, die dem Saitenentwickler Dr. Bayer aus Nürnberg gehört hatte und von ihrem heutigen Besitzer liebevoll „Schneewittchen im Samtsarg“ bezeichnet wird. Keine Frage: sie ist eines der schönsten Jazzgitarren-Modelle, das in Bubenreuth in den 1950er Jahren gebaut wurde. Im vorliegenden Fall ist aber auch die Geschichte der Besaitung und damit die Geschichte von Dr. Bayer von großem Interesse, die Christian Boltze und der Museumsverein erforschen möchten. Bayer meldete bereits 1958 ein Patent für Stahlsaiten mit Kunststoffummantelung an. Er scheint damit damals einer der ersten gewesen zu sein. Seine „Hit 66“-Saiten, die ebenfalls in den Besitz von Sammler Christian Boltze gelangten, gingen damals aber offensichtlich nie in Serie, obwohl sie einige Jahre später unter anderem Namen in den USA sehr erfolgreich wurden. Der Bubenreuther Saitenhersteller Junger (Pyramid) jedenfalls arbeitete viele Jahre eng mit Dr. Bayer zusammen und schenkte ihm aus Dankbarkeit die hochwertige Jazz-Gitarre.
Wer weitere Informationen zum Thema hat, meldet sich bitte bei unserem Vereinsmitglied Christian Boltze unter familie.boltze@hotmail.de oder beim Schriftführer Dr. Hoyer: c.hoyer@bubenreutheum.de
Bei einem Treffen in der Mörsbergei im April 2012 testet unser Londoner Vereinsmitglied Rolf Killius die Jazz-Gitarre aus Bubenreuther Fabrikation, die noch die Originalbesaitung aufweist. Christian Boltze (Mitte) erklärt die Funktionsweise der Hit-66-Saiten.
Zentrum für die Musikwirtschaft in der EMN soll entstehen.
Von der Vision der Bubenreuther Museumsinitiative, ein Zentrum für die gesamte Musikwirtschaft in der Europäischen Metropolregion aufzubauen, konnten sich dieser Tage der Geschäftsführer Forum Kultur der Europäischen Metropolregion Nürnberg Dr. Dieter Rossmeissl und Georg Graf von Matuschka, Beauftragter des Oberbürgermeisters der Stadt Erlangen für die Europäische Metropolregion Nürnberg überzeugen.
Jeder zehnte Musikinstrumentenbauer in Deutschland sitzt in der Metropolregion. Beachtlich und von Weltbedeutung ist die enorme Ballung in der Metropolregion Nürnberg von heute etwa 125 Werkstätten – gerade diesem Umstand will das künftige Museum Rechnung tragen. Die bedeutende Rolle der Metropolregion innerhalb der bundesdeutschen Musikwirtschaft wurde auf einem Symposium zur Kreativ- und Kulturwirtschaft im September 2011 besonders herausgestellt, auf dem sich im Nürnberger Rathaus der Museumsverein Bubenreutheum vorstellen konnte. Angeschlossen an ein kulturgeschichtliches Museum vor allem zur Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts planen die Vereinsmitglieder auch den Aufbau eines kulturellen Zentrums und die Etablierung einer ständigen Messe aktueller Produkte von Musikinstrumentenherstellern aus der gesamten Metropolregion. Das avisierte Haus soll den Namen Bubenreutheum tragen und soll sich zu einem Kristallisationspunkt der Musikwirtschaft in der Metropolregion entwickeln.
Jetzt sicherten hochkarätige Vertreter der Metropolregion mit Ihrem Gegenbesuch der überregional bedeutsamen Museumsinitiative Ihre Unterstützung zu und wünschten den Ausstellungsmachern in den kommenden Jahren viel Erfolg auf dem Weg hin zu einem echten Museum und Kulturzentrum. Im Gästebuch der Ausstellung „Vision Bubenreutheum“ brachte Dr. Dieter Rossmeissl seine Würdigung des Projekts zu Papier: „Ein exzellenter Museumsvorläufer kulturhandwerklicher Kompetenz und gelingender Integration. Alles Gute für den Weg von der Ausstellung zum metropolitan bedeutsamen Museum.“
Liebe Besucher!
Am Ostersonntag, den 8.4.2012 bleibt unsere Ausstellung „Vision Bubenreutheum“ geschlossen.
Die heutige Ausstellung steht in der Tradition der 1979 von Hannabach und Roth initiierten ständigen Ausstellung.
Ernst Heinrich Roth und Wilhelm Roth sicherten auf der Musikmesse in Frankfurt dem Museumsverein ihre Unterstützung zu.
Die Traditionsfirma Ernst Heinrich Roth wurde 1902 von Ernst Heinrich Roth I zusammen mit seinem Cousin Gustav August Ficker in der Musikstadt Markneukirchen gegründet. Die beiden Söhne bauten das Geschäft weiter aus. Während Gustav Albert Roth Geigenbauer wurde, absolvierte sein Bruder Ernst Heinrich II eine kaufmännische Lehre und emigrierte 1921 in die USA, wo er zusammen mit Alban Scherl eine florierende Importfirma für Musikinstrumente etablierte. Durch die Politik des Nazi-Regimes, den Ausbruch des Zweiten Weltkrieg und die nachfolgende Politik in der sowjetischen Besatzungszone bzw. der DDR, erschwerten sich die Bedingungen enorm, von Markneukirchen aus Geschäfte mit dem westlichen Ausland zu unterhalten. 1953 erfolgte schließlich durch Enteignung das Aus für die Firma Roth in Markneukirchen.
Ein Neuanfang wurde durch Albert Roth in der Bundesrepublik Deutschland unternommen, nämlich im Geigenbauerort Bubenreuth, wohin neben einigen anderen Markneukirchnern vor allem die Schönbacher Nachbarn von der Egerländer Seite des sächsisch-böhmischen Musikwinkels durch Flucht und Vertreibung gelangt waren. Symbolisch für den Wiederaufbau der Musikinstrumentenindustrie in Bubenreuth konnte Albert Roth im Jahre 1957 Bundeskanzler Adenauer bei seinem Besuch in klingenden Ort eine Geige überreichen (BILD). Seit seinem Tod im Jahre 1961 leitet dessen Sohn Ernst Heinrich Roth III die Firma und bekleidete darüber hinaus jahrzehntelang das Amt des Innungsobermeisters.
Auf Initiative von Gitarrenbaumeister Hannabach und des Innungungsobermeisters Roth wurde im 25. Gründungsjahr der Innung und im 30. Gründungsjahr der Geigenbauersiedlung 1979 die „Ständige Ausstellung von Saiteninstrumenten und Bestandteilen“ im Bubenreuther Rathauskeller eröffnet. Seit 2010 befindet sich dort die neu konzipierte Dauerausstellung des Museumsvereins: “Vision Bubenreutheum”.
Albert Roth überreichte 1957 in der Geigenbauersiedlung dem Kanzler eine in Bubenreuth gefertigte Meistergeige.
Auch der deutsche Vintage-Papst Norbert Schnepel ist im März
Mitglied des Museumsvereins geworden und unterstützt die Vision Bubenreutheum massiv.
Bereits in den 1960er Jahren, als Beatles und Stones auf Bubenreuther Instrumenten spielten, wurde auch Schnepel durch das Musizieren vertraut mit den Erzeugnissen aus Franken.
Als in den 1970ern zunehmend amerikanische Marken angesagt waren und sich kaum jemand mehr für Bubenreuth interessierte, wurde Schnepel von einem Virus befallen, der seine Liebe und Sammelleidenschaft für Elektro-Gitarren made in Germany beginnen ließ.
Diese ging soweit, dass er 1980 ein Buch unter diesem Titel schrieb und veröffentlichte, das noch heute als Standardwerke gelten kann.
Heute ist sein Musikkeller in Dorsten die zentrale Anlaufstelle für Sammler deutscher Jazz- und Elektrogitarren weltweit.
Lesen Sie ein Interview mit Herrn Schnepel in der Zeitschrift Gitarre & Bass.
Gitarre & Bass – Das Musiker-Fachmagazin, Ausgabe 06/2001
www.gitarrebass.de
Der Museumsverein Bubenreutheum beabsichtigt im Rahmen seiner Bemühungen um ein potentielles Museum zu den Themen „Musik und Integration“ auch die deutsch-tschechische Verständigung zu intensivieren und eine Kooperation zwischen der klingenden Gemeinde Bubenreuth und der ehemaligen Musikstadt Schönbach (heute Luby u Chebu) aufzubauen, aus der nach dem Zweiten Weltkrieg viele Instrumentenbauer-Familien in Bubenreuth eine neue Heimat fanden.
Eine erste Kontaktaufnahme zu diesem Zweck mit heutigen Bürgern Schönbachs und der mittlerweile in Eger (Cheb) ansässigen Fachschule für Musikinstrumentenbau erfolgte durch den in Schönbach geborenen Bubenreuther Gitarrenbaumeister Gerold Karl Hannabach und den Historiker Dr. Christian Hoyer.
Dass die ersten Fühler nach der „alten Heimat“ vieler Bubenreuther von Erfolg gekrönt waren, kann im Chebský deník (Egerer Tagblatt) in einem Artikel vom November 2011 über „Spolupráce s německými sousedy přináší nové možnosti a lepší poznání“ nachgelesen werden:
Egerer Tagblatt, November 2011
Vielen Dank an die Sparkassenfilialen Bubenreuth, Landrat Irlinger und die privaten Spender.
Im Rahmen einer Feierstunde bekam der Verein Bubenreutheum e.V. als eine von sechs Bubenreuther Einrichtungen kurz vor Weihnachten eine Spende für das Zeitzeugenprojekt überreicht.
Erfreut können wir auch mitteilen, dass es uns durch die großzügigen Spenden von Herrn Landrat Irlinger und weiteren privaten Spendern möglich ist die Doppelhals-Gitarre von Franz Hirsch und die Gitarre von Ignaz Mettal zu erwerben.
Vielen Dank!
Am 31.12.2011 wurde in den Erlanger Nachrichten über unsere Weihnachtsaktion zum Ausbau der Sammlung und die neu aufgelegten Postkarten berichtet. Seit kurzem sind diese auch in der Sonnenapotheke in Bubenreuth zu erweben.